Zu meinem Geburtstag, welcher, wie es sich für ein anständiges Sommerkind nunmal gehört, mitten im Hochsommer liegt, gönne ich mir jeweils gerne ein spezielles Outdoor-Abenteuerchen. Dieses Jahr stand eine 1 bis n-tägige Biketour durchs Elsass auf dem Programm.
Mein Tagesmotto:
Radle glücklich 🤩 🚴♀️
radle froh 🤠 🚴♀️
älter wirst du sowieso 🎂
Von Basel nach Strassburg sind es rund 140 tendenziell leicht abfallende Kilometer, was theoretisch an einem Tag zu schaffen wäre. Mit dem „n“ hielt ich mir jedoch bewusst das Türchen für spontane Ideen offen – man soll die Feste schliesslich feiern wie sie fallen.
Tag 1: Basel > Colmar (105km)
Zuerst gings mit Zug und Tram bis Weil am Rhein bei Basel.
👩🦰 „Sag mal, liebes Drämmli, warum ist es denn da wo wir hinfahren so schön?“
🚋 „Weil am Rhein!“
👩🦰 „Jääsooo.“
In Weil galt es den europäischen Rhein-Radweg (Route 15) ausfindig zu machen und dann gings auch schon los nordwärts. Der Rhein-Radweg ist an sich ein komfortabler Kiesweg, der jedoch aufgrund der heftigen Regenfälle vom Vortag stark aufgeweicht war, was das Anspruchsniveau um eine halbe Nuance anhob.
Als ich das malerische Breisach erreichte, hatte ich 65 Kilometer in den Beinen und einen knurrenden Magen der nach Kohlenhydraten lechzte. Also suchte ich mir ein lauschiges Plätzchen in einem gemütlichen Strassen-Café und stärkte mich mit Badischen Maultaschen auf Salatbouquet und einer erfrischenden Apfelsaftschorle.

Die ersten nennenswerten Höhenmeter der Tour galt es bei der Besichtigung des Städtchens Breisach zu bewältigen.

Gemäss der Routenbeschreibung führt der Rhein-Radweg auf der französischen Seite ab Breisach bzw. Neuf-Brisach bis Artzenheim abwechslungsreich durch Dörfer und Felder. Das klang nach einer prüfenswerten Alternative zum eher monotonen, teilweise matschigen Kiesweg auf der rechten Rhein-Seite. Nach eineinhalb Maultaschen stand mein Entschluss fest: ja, ich wollte meinen Weg auf der französischen Seite des Rheins fortsetzen!
☝️ „Attention, mesdames et messieurs, j’arrive!!!“
Nach der Mittagspause war zunächst volle Konzentration für den Seitenwechsel gefordert. Als Quereinsteiger auf der linken Rhein-Route muss man sich nämlich zunächst auf dichtbefahrener Hauptstrasse bis zum offiziellen Rhein-Radweg durchschlängeln – stets auf der Hut, nicht irrtümlicherweise die Autobahnauffahrt zu erwischen (Anmerkung: die Autobahntafeln sind in Frankreich blau, so wie in der Schweiz die Hauptstrassenschilder.)
Kurz vor Kunheim ballte ich stolz die Faust in die Luft, als ich den Rhein-Rhône-Kanal erreicht hatte. Jetzt musste ich nur noch immer schön dem Kanal folgen und würde Strassburg in den frühen Abendstunden erreichen. Soweit der Plan.
Dass ich bei Kunheim zwar den Kanal, damit aber nicht den Radweg Nr. 15 erreicht hatte, wurde mir erst viel später an diesem Abend bewusst. In Colmar. Tja, wenn man eben plötzlich eine 90-Grad-Wende vornimmt und sodann dem falschen Kanal folgt, landet man eben nicht im nördlichen Strassburg, sondern im westlichen Colmar. Soviel zum Plan, herrje!
Ich danke dem Universum sehr herzlich für diesen Lausbubenstreich! 😅


Ich erreichte die Touristeninformation im Zentrum von Colmar just zehn Minuten vor deren Schliessung und ergatterte mir noch husch die Adressen von einigen potenziellen Unterkünften, die im Verlaufe des Nachmittags noch freie Kapazitäten angemeldet hatten. Die zweite Adresse, das Beauséjour, war bereits ein Erfolg. Das Hotel liegt etwas ausserhalb des Stadtzentrums, aber ich hatte ja mein Rad dabei und auf ein paar Kilometer mehr oder weniger kam es nun wirklich nicht mehr an.
Fürs Abendessen stürzte ich mich ins romantische Getümmel von „La petite Venise“ (Kleinvenedig) und bestellte in tadellosem Französisch: une tarte flambée, s’il vous pleee! 😋

Tagesfazit:
nach 💯 Kilometern in den Flossen und
2 Glas Gewürztraminer im Blut
spreche ich quasi fliessend spanisch 🇪🇸🥰,
aber das interessiert in Frankreich 🇫🇷
keine Sau 🐷 … bzw. pas un porc!
Tag 2: Colmar > Strassburg (85km)
Am nächsten Morgen tankte ich meine Energiespeicher bei einem Frühstück vor romantischer Kulisse auf.

Vergebens hatte ich nach einem Birchermüesli Ausschau gehalten und mich schliesslich mit einem traditionellen französischen Baguette und einer Miniportion Joghurt zufrieden gegeben.

Dann ging es los. Zurück an den Rhein-Rhône-Kanal und von dort dann gefälligst NORDWÄRTS, heiliger Bimbam!
Erwartungsgemäss hielt das weissmehlgeschwängerte Frühstück nicht lange hin. Bereits nach neunzig Bike-Minuten musste ich meinen Notfall-Naschbeutel plündern.
„Wie heisst der Gebirgszug westlich vom Elsass?“
🤷♀️ „Das habe ich vor lauter flach Vogesen.“

Schnapszahl-Geburtstag hin oder her: IRGENDWANN HAST DU EINFACH KEINEN DURST MEHR! Diese gesetzlich aufgezwungene Sauferei in diesem Frankreich ist echt anstrengend, ey! ! 🤪
Jetzt BLOSS NICHT nach Colmar fahren, doedel, BLOSS NICHT! 🙂


Endlich erreichte ich Strassburg.

Sofort war mir klar, dass ich hier ebenfalls einige entspannte Stunden verbringen und nicht sofort wieder abreisen wollte und so suchte ich auch hier die Touristeninformation auf. Diesmal landete ich mit dem Hotel Roses einen absoluten Volltreffer. Die Lage ist perfekt – im lebhaften Stadtteil Krutenau (an der Rue de Zurich, übrigens 😉) Das Personal ist superfreundlich, die Zimmer sind modern und mit viel Liebe zum Detail eingerichet. Das Ganze zum absolut fairen Preis. Uneingeschränkte Weiterempfehlung.

Tag 3: Sightseeing-Tour Strassburg (35km)
Am dritten und letzten Tag meines kleinen Bike-Abenteuers (das „n“ im zweiten Abschnitt steht also für die Zahl 3) unternahm ich eine kleine Sightseeing-Tour in und um Strassburg. Einige Impressionen:



Nach dem Mittag begab ich mich zum Bahnhof und besorgte mir ein Ticket für die Verbindung kurz nach 18 Uhr nach Basel. Die Zeit bis zur Abreise verbrachte ich schliesslich noch flanierend im Viertel „La petite France“.


Und die Moral von der Geschicht‘: älter werden ist so schlimm gar nicht!
🍀 🚴♀️ 🐷 🚴♀️ ☀️ 🚴♀️ 🥂 🚴♀️ 🎅 🚴♀️🎈 🚴♀️ ☕️ 🚴♀️ 🥳
Nicht traurig sein, liebes Gässel, ich mag manchmal auch net… 😔 Aber zum traditionellen Geburtstags-Abenteuerchen wünsche ich mir auch für’s nächste Jahr das notwendige Quäntchen Power! 💪