Aletsch du mir am Tschööpli

Manchmal überrasche ich mich mit meiner Spontaneität selbst. Gestern war manchmal. 🙂

Eine Wanderung zum grossen Aletschgletscher hatte ich zwar schon länger im Hinterkopf, direkt daneben lag jedoch stets der Beipackzettel mit unzähligen Wenn-und-Aber-Fragen und so dachte ich, dem Unterfangen würde dann mal eine intensive Planungsphase vorausgehen. Doch als ich gestern Morgen aus meinem Dornröschenschlaf erwachte, drängte sich der Hinterkopf-Gedanke in den Vordergrund und vermittelte mir das Gefühl, dass heute ein guter Tag für das Abenteuer Aletsch sei.

Ich startete also die Aletscharena-App, welche ich mir bereits vor einiger Zeit auf meinem Smartphone installiert hatte, wischte durch die prächtigen Webcam-Bilder und sagte mir:“Hey! Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Nach einem abschliessenden Blick auf die Wetter-Prognosen ging schliesslich alles ganz schnell. Eine Stunde später sass ich in kompletter Wandermontur im Zug.

Ich wusste, dass ich mindestens nach Brig im Kanton Wallis fahren musste. Die zwei Stunden Zugfahrt bis dorthin nutzte ich also, um den weiteren Verlauf des Tages zu skizzieren. Und so löste ich irgendwo zwischen dem Lötschbergtunnel und Brig das Anschluss-Ticket auf die Bettmeralp. Zuerst gings von Brig mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn bis Betten Talstation, wo bereits die Luftseilbahn auf uns – eine kunterbunt zusammengewürfelte kleine Wanderschar –  wartete.

Walliser Chalets vor dem Bettmerhorn
Idyllisch: Chalets auf der Bettmeralp. Im Hintergrund das Bettmerhorn

Kapelle Maria zum Schnee auf Bettmeralp, Wallis Schweiz

Von nun an gings hinauf: von der Bettmeralp (1950 m) via Bettmersee (2006 m) und Blausee (2207 m) bis zum berühmten ViewPoint Moosfluh (2333 m).

Pnoramakarte Aletscharena

Und dann stand ich für einen, zwei oder sogar drei kostbare Augenblicke einfach mal nur da und sog jedes einzelne Detail dieses atemberaubend schönen Panoramas in mir auf – mit Tränen der Rührung in den Augen und einem Gefühls-Cocktail aus Stolz, Patriotismus und tiefer Dankbarkeit.

ViewPoint Moosfluh beim grossen Aletschgletscher im Wallis/Schweiz
ViewPoint Moosfluh

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Nachdem ich mich im herzigen Moosfluh-Beizli mit Grillwurst und einem Suure Moscht gestärkt hatte, führte mich der Weg via Hohfluh (2227 m) durch den wunderschönen Aletschwald mit seinen uralten Lärchen und Arven. Spätestens hier lohnt es sich übrigens definitiv, seinen Geruchsinn zu aktivieren – mmmmhhhhh!

Rastplatz im Aletschwald mit Blick auf den grossen Aletsch-Gletscher

Wanderer auf einem Wanderweg in der Aletscharena beim grossen Aletsch-Gletscher

Schon von weit oben sticht einem schliesslich die Villa Cassel auf der Riederfurka (2065 m) ins Auge. Die Villa beherbergt das Pro-Natura-Zentrum. Es gibt durchaus schlimmere „Geschäftssitze“ – wow! Das nächste Mal werde ich hier ein grosszügigeres Zeitfenster einplanen, versprochen! Hatte ich schon erwähnt, dass das gestern alles ziemlich spontan zustande kam? 😉

Blick auf die Villa Cassel in Riederfurka beim grossen Aletsch-Gletscher

Via Riederalp brachte mich der Herrenweg schliesslich zurück zum Ausgangspunkt auf der Bettmeralp. Zur Krönung dieses Bilderbuchtages fehlte nun nur noch eines: eine echte Walliser Röschti – et voilà 🙂

Walliser-Röschti

Meine Tweets zum gestrigen Bilderbuchtag findet ihr unter dem Hashtag #WALLISmirwertbin

 

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Island: Rendez-vous mit Feuer und Eis.

Seit meinem bombastischen Skandinavien-Trip im Jahre 2010 war für mich sonnen- bzw. sogar mitternachtsonnenklar, dass ich irgendwann wieder zur Midsomar-Zeit in den hohen Norden reisen würde. Zwar erinnere ich mich noch, wie mein Biorhythmus damals, nach den sechs Wikinger-Wochen, ziemlich aus den Fugen geraten war, aber daran war ich ja selbst schuld. Schliesslich hatte mich keiner gezwungen, nachts um 2 Uhr joggen zu gehen. Oder Spaghetti zu kochen. Oder die Nächte, die eigentlich keine sind, weil die Sonne über dem nördlichen Polarkreis im Sommer niemals untergeht, mit anderen Aktivitäten zweckzuentfremden.

Dieses Jahr – nach verflixten sieben Jahren also – war die Zeit endlich reif, das Versprechen einzulösen. Am 17. Juni – dem isländischen Nationalfeiertag, übrigens – flog ich mit einem Freund auf die Insel im nördlichen Europa. Mein Freund wollte sich zu seinem runden Geburtstag  etwas besonderes gönnen. Und wenn man schon in der letzten Juni-Woche Geburtstag hat, was bitteschön sollte es da spezielleres geben, als den Tag bei 24-Stunden-Tageslicht voll auszukosten?

Mitternachtssonne bei Reykjavik, Island
Sonnenstand am 24.6. um 23.50 Uhr.

Wir hatten uns ein nettes Airbnb-Cottage mit eigenem SPA-Bereich (na ihr wisst schon: Whirlpool, Regendusche und so Kram halt) in Hveragerdi ausgesucht und um dorthin zu gelangen einen Mietwagen gebucht. Hand aufs Herz: etwas Bammel, dass mit dem Mietwagen alles klappte, hatten wir nach der Schenkelklopf-Geschichte von Lanzarote natürlich schon. ;-))) Aber Island war nun mal nicht Lanzarote und so klappte diesmal alles absolut komplikationslos!

Bananen, Tomaten, Erdbeeren und Co

Als wir in unserem Cottage ankamen, fiel mir als erstes die Fruchtschale auf dem Esstisch auf. Darin lagen drei Bananen. Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit Bananen zur Begrüssung. Der Anblick war für mich offenbar dermassen skurril, dass meine Gedanken immer wieder zu den Bananen abschweiften, während Jacob uns durchs Cottage führte. Jacob war ein wahnsinnig sympathischer Mann aus dem die Ausflugs-Ideen und sonstige Tipps nur so heraussprudelten – er war wie so ein Geysir. Am liebsten hätten wir ihn für den Rest der Woche bei uns behalten, doch Jacob hatte andere Pläne.

Am nächsten Morgen beim Frühstück schnappte ich mir eine Banane für mein Müesli und da erst viel mir das Etikett auf. Ich staunte nicht schlecht: es waren tatsächlich isländische Bananen. Besser noch, die Bananen stammten aus Hveragerdi, also aus dem Dorf, in dem wir die kommenden Tage verbringen würden. Ich habe schon viele Orte bereist und Bananenplantagen bestaunt. Es waren ausnahmslos tropische Orte mit feucht-warmem Klima. Wie zum Geier sollen hier in Island, wo das Thermometer selbst im Hochsommer grossmehrheitlich deutlich unter der 20-Gradmarke bleibt, also Bananen reifen? Wir beschlossen der Geschichte auf den Grund zu gehen und lernten bald, dass die Isländer nebst Bananen auch Erdbeeren und allerlei Gemüse wie Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Brokkoli etc. in mit Geothermalenergie beheizten Gewächshäusern anbauten – wow!
Ein absolutes Muss ist unter diesen Voraussetzungen denn auch der Besuch der Farm Fridheimar. Die innovativen Isländer führen hier tatsächlich in einem der Gewächshäuser ein Restaurantbetrieb. Man sitzt mitten in den Tomatenstauden und bestellt (gefälligst!) den Klassiker: hausgemachte Fridheimar Tomatensuppe. Dazu werden frischer Basilikum, Sour Cream und köstliche Brotvariationen gereicht. Das Ganze à discretion. Mmmhhh…

Heiss und Eis: Glescher und heisse Quellen

Ein weiterer Aspekt, der mich in Island total faszinierte, war das Zusammentreffen von kochendheissen, blubbernden „Pfützen“ und eiskaltem Gletscherwasser auf kleinstem Raum. Auf der einen Seite sind da die Geysire am Golden Circle. Auf der anderen Seite beeindrucken riesige Glescher und Gletscherseen, wie beispielsweise der Jökulsárlón.

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Kochend heisse Pfützen (hier am Golden Circle)…
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… vs. eisige Gletscherseen (hier: Jökulsárlón)

Im Tal Reykjaladur treffen die beiden Extreme – heiss und Eis – besonders imposant auf einander. Im Fluss, der durch das Tal führt, vermischt sich nämlich eine heisse Quelle mit Eiswasser, was einige Meter unterhalb der Gabelung in perfekter Badewannen-Temperatur von 38-40 Grad endet. Und so tauscht man hier liebend gerne seine warmen Wanderklamotten gegen den Badeanzug und chillt mal eine Runde (oder auch zwei) vor sich hin – einfach herrlich!

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Badevergnügen pur im Tal Reykjaladur
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Das Wandern ist des Isländers Lust…
reykjaladur
In meiner Badewanne bin ich Kapitän… oder Schafhirt 😉

Fazit und weitere Impressionen aus Island

Mich hat Island schwer beeindruckt und ich schliesse nicht aus, irgendwann nochmals hierhin zurückzukehren. Vielleicht in den Wintermonaten zum Nordlicht-Spektakel. Nordlicht-Gucken steht schliesslich auf meiner Bucketlist.

Blick auf die Reynisdrangar Felsen bei Vík, Island
Reynisdrangar bei Vík
Puffins aka Papageientaucher in Island
Puffins.
Gletschersee in Island, Jökulsárlón
Bild mit Herz ❤
Blick auf den Gulfoss-Wasserfall am Golden Circle in Island
Gulfoss

Typische Landschaft am Golden Circle, Island

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Wie man Island hineinruft, so ruft es zurück.
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Earth Cooking.
Island: Landschaft dominiert von violetten Blumen
Die schönsten Pausen sind lila 😉

Blockhaus in Island

Blick durch den Wasserfall Seljalandsfoss in Island
Seljalandsfoss: Mitten drin statt nur dabei…