Do it or Donut – Das Leben ist ein Willisauer-Ringli

Ich hatte kürzlich drüben bei Twitter die Management-Trainerin Diana Dreeßen aus einem ihrer Bücher zitiert:

Frei zu sein bedeutet,

das zu sein, was man ist,
das zu tun, was man kann,
und so zu leben, wie man will.

(Diana Dreeßen)

Für diesen Tweet habe ich einige Zustimmungen erhalten. Doch es war auch ein skeptisches Feedback dabei. Einer meiner Follower meinte nämlich, dass dies doch pure Illusion sei, dass er die ersten beiden Aussagen zwar noch einigermassen gelten lassen könne, der dritte Punkt jedoch schlicht Quatsch und in der Umsetzung unmöglich sei. Schliesslich gäbe es Leute wie ihn, mit Verpflichtungen im Leben – sei es privat oder geschäftlich.

Mich irritierte dieser Affront, doch ich brach die Diskussion ab, bevor sie richtig entfachen konnte. Ich diskutiere nie auf Twitter. Gehaltvolle, gerne auch kontroverse Diskussionen führe ich lieber offline – bei einem Glas Wein oder einer guten Tasse Kaffee.

Die Reaktion des Followers veranlasste mich dennoch dazu, den Sachverhalt des Zitats für mich persönlich nochmals tiefgründiger zu reflektieren, denn offenbar lässt es Interpretationsspielraum zu, den ich spontan übersehen hatte. Ich möchte die Gelegenheit daher nutzen, hier meine persönliche Interpretation von „frei sein“ darzulegen.

Spätestens seit meinem persönlichen Total-Reset vergleiche ich das Leben immer mal wieder gerne mit einem Willisauer-Ringli. Na ihr wisst schon, dem legendären Keks aus dem Luzerner Hinterland. Typisch für das Gebäck ist das Loch in der Mitte… logo, sonst wär’s ja kein Ringli 😉

willisauerringli
Bild-Quelle: http://www.hug-luzern.ch

Das Rezept des Kult-Gebäcks ist denkbar einfach: diverse leckere Zutaten werden zu einer homogenen Masse verarbeitet und sorgfältig um ein Loch herum angerichtet. Anschliessend wird das Ganze bei knapp 200 Grad Celsius in den Ofen geschoben. Vorausgesetzt man erwischt den richtigen Zeitpunkt, das Backblech wieder aus dem Ofen zu ziehen, kommt dabei etwas saumässig Leckeres mit einer gewissen, durchaus gewollten, Bisshaftigkeit heraus. Wenn man den richtigen Zeitpunkt jedoch verpasst oder aber die falschen Zutaten mixt, kann der Schuss allerdings auch nach hinten losgehen – das Ergebnis wird (zu) hart, zu fad oder im Extremfall sogar ungeniessbar.

Im übertragenen Sinne ist doch auch unser Leben in seinem jungfräulichen Ursprung erstmal einfach ein Hauch von Nichts – ein Loch, quasi. Und wir allein bestimmen im Verlaufe unserer Lebensreise, wie wir uns mit und um dieses Loch herum arrangieren. Dazu bedienen wir uns diverser Zutaten: süsse, salzige, saure, knackige, manchmal auch bittere. Täglich bestimmen wir aufs Neue, was wir unserem persönlichen Guetzli-Teig beifügen, mit wieviel Energie und Euphorie wir ihn zu einer für uns stimmigen Masse verarbeiten und wie knusprig wir unsere Kekse im Ofenrohr schliesslich werden lassen.

Für mich ist das Gefühl frei zu sein daher primär eine Frage der Einstellung zum Leben und gegenüber der eigenen kleinen Welt. Völlig unabhängig von Besitztum, beruflicher und familiärer Verpflichtungen, politischem Engagement und was man hier sonst noch alles aufzählen könnte.

Jeder ist bekanntlich seines eigenen Glückes Schmied und so komme ich zur uneingeschränkten Überzeugung, dass das Zitat von Diana Dreeßen für mich stimmig ist und zwar genau so, wie es da steht, genau so. Punkt.

Übrigens: aus dieser Geschichte entwickelte sich später mein Credo. Das Willisauer-Ringli hat hier einfach einem Donut Platz gemacht 😉

do it 💪🏻 or donut 🍩

Nimm dein Leben in die Hand, folge deiner Intuition und tue was DU für richtig hältst.
Denn wer nichts wagt, futtert am Ende ein Leben lang Junk in sich hinein.

 

Algarve: Fels und Meer – was will man mehr?

Vor wenigen Tagen bin ich aus Portugal – dem „Wilden Westen“ Europas – zurückgekehrt. Es war ein toller Trip und für mich persönlich eine besonders wertvolle neue Erfahrung. Ich habe nämlich eine neue Art des Reisens für mich ausprobiert und das Fazit sorgfältig in die Schublade „Warum eigentlich nicht?“ abgelegt.
Für einmal war ich nicht alleine oder aber mit dem Lebenspartner unterwegs, sondern mit einem Freund, einem Kumpel – nennen wir ihn Alex. Ich hatte die Reise ursprünglich für mich alleine konzipiert. Ende März erzählte ich Alex bei einem Teller Spaghetti von meinen Plänen. Der Rest ergab sich dann irgendwie ziemlich spontan 😉
Bereits dreieinhalb Wochen später flogen wir nämlich nach Lissabon und verbrachten dort 3 herrliche Sommertage. Anschliessend schnappten wir unseren ficken Schlitzer… äh schicken Flitzer (Äxgüsi!)  und düsten damit über die nicht enden wollende Vasco-da-Gama-Brücke Richtung Süden.

Die darauffolgenden Tage erkundeten wir die atemberaubende Kulisse der Algarve. Mir fiel rasch auf, dass Alex und ich die Dinge, die um uns herum passierten recht unterschiedlich wahrnahmen. So wusste Alex beispielsweise immer exakt, in welcher Richtung unser Auto stand – egal wie verwinkelt wir uns davon wegbewegt hatten. Sehr praktisch! 😜 Mir hingegen vielen Unscheinbarkeiten am Wegesrand auf, die Alex schlicht übersehen und/oder plattgetrampelt hätte.

In diesem Zusammenhang möchte ich euch einen Dialog zwischen Alex und mir nicht vorenthalten:

Ich:„Und? Wie gefällt dir das hier so?“

Alex:„Ich habe mehr erwartet.“

Ich:„Mehr von was?“

Alex:„Naja, ich weiss nicht…“

Ich:„Sag schon! Mehr Felsen? Höhere Felsen? Mächtigere Felsen?“

Alex:„Nein, die Felsen sind hier sehr beeindruckend…“

Ich:„Hmmm… mehr Farbe vielleicht?“

Alex:„Die Farben sind toll: das türkisfarbene Wasser, die rot leuchtenden Felswände, die sattgrünen Wiesen, die bunten Blumen beim Cabo sao Vicente…“

Ich:„Was denn dann? Doch nicht etwa mehr Meer?“

„Hallo?! Wir stehen hier am Atlantik…“, erwiderte Alex mit leicht belehrendem Unterton.

Ich:„Schau, ich habe die Twelve Apostles an der Great Ocean Road in Australien gesehen – gigantische Formationen – WOW!
Ich habe die malerischen Klippen der Isle of Skye in Schottland gesehen – fantastisch, wie Rauheit und Lieblichkeit dort Eins werden – WOW!
Ich hab am gigantischen Hardanger-Fjord in Norwegen Mund und Augen nicht mehr zugekriegt vor lauter staunen – WOW!
Ich stand am Cape Point in Südafrika, wo zwei Ozeane auf einander treffen – WOOOW!
Aber hey – die Kombination von gigantischen Felsformationen, malerischen Klippen und grandioser Farbenvielfalt macht diesen Ort hier verdammt einzigartig – geniesse es!!!“

Schweigen.

Alex:„Du hast schon recht… sehr schön hier. Alles! *HighFive*“

Pah! Eins zu null für mich, hätte ich in diesem Moment mit geballter Faust zum Himmel rufen können. Doch genau genommen war Alex der wahre Gewinner aus dieser Situation.

Ich wünsche sie uns allen. Die Fähigkeit, den Blickwinkel zu wechseln und die Dinge situativ aus anderer Perspektive zu betrachten. Denn am Ende ist immer alles so, wie wir es sehen bzw. sehen wollen.

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Ponta da Piedade, Lagos

Einige Eindrücke zum Portugal-Trip findet ihr übrigens hier in einer Diashow Impressionen aus dem “Wilden Westen” Europas – viel Spass!